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Nachricht vom 10.09.2018 |
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Kultur |
WW-Lit auf den Gleisen: Mit der „Baumfresserin“ durch den Westerwald |
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So ließ sich der Sonntagnachmittag genießen: Mit dem Zug von Au nach Westerburg. Die malerische Landschaft zog vorbei, während Annegret Held aus ihrem Roman „Die Baumfresserin“ las. Dazu gab es musikalische Begleitung auf dem Akkordeon von und mit Walter Siefert. Im Erlebnisbahnhof Westerburg bestand dann unter anderem Gelegenheit zum Bücherkauf, zum Signieren und zum Gespräch mit der Autorin. |
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Au/Westerburg. Schon der Einstieg im Bahnhof Au, wo sich Publikum, Veranstalter, Helfer, die Autorin und der Musiker auf dem Bahnsteig bei strahlendem Wetter und ebensolcher Laune sammelten, war ein Ereignis: Angesichts der aufgestellten WW-Lit-Banner entstieg der S-Bahn auf dem Nachbargleis der Triebwagenführer und blies ein Ständchen auf seiner Trompete. Bei der Zugabe stimmte auch Walter Siefert auf dem Akkordeon ein und die fröhliche Schar stieg in die RB 90 von Au nach Westerburg. „Wider Erwarten war der kleine Wagen bereits mit etlichen Reisenden besetzt, aber weil viele geduldige Schafe in einen Stall passen, tat dies der Stimmung keinen Abbruch“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Westerwälder Literaturtage, die eine Lesung des diesjährigen Projektes auf die Gleise gebracht hatten. Eine patente Zugbegleiterin und flotte Tontechniker machten zwischen den ersten Stationen alles bereit, so dass Maria Bastian-Erll, Programmleiterin der Literaturtage, alle herzlich begrüßen und dann in Marienthal auch gleich die angekündigte Bewirtung durch das Hofcafé Heinzelmännchen entgegennehmen konnte.
Das Publikum lachte und sang mit
Annegret Held las aus ihrem Buch „Die Baumfresserin“ gleich zu Beginn die wunderbare, sprachgewaltige Beschreibung des Sägewerks mit seinen Hobeln, Stanzen und Nagelmaschinen und dem „Gatter“, der gewaltigen, dröhnenden Senkrechtsäge, die sich die geschälten Baumstämme einverleibt. Dass Walter Siefert nach diesem Abschnitt das Stück „Mein Freund der Baum ist tot“ spielte, löste beim Publikum die beabsichtigte Heiterkeit aus, was übergangslos zu der nicht so ganz ernsten Beschreibung der Probleme führte, die Paula in der Liebesbeziehung mit ihrem Freund Alex hat. „Die Baumfresserin“ erschien bereits 1999 und ist leider schon lange vergriffen. Doch schon in diesem frühen Werk verstand es Annegret Held, ernste und heitere Passagen so zu mischen, dass sie sich gegenseitig verstärken und die Lesenden tief berühren. So bitter das Gespräch des Dorfpfarrers mit Rudi, der seine alten Eltern misshandelt hat, verläuft, so komisch wirken die Vorbereitungen Veronikas auf eine Liebesnacht, in der sie alle Register esoterischer Ratgeber zieht. Da durfte dann „Je t’aime – moi non plus“ und „Veronika, der Lenz ist da“ auf dem Akkordeon nicht fehlen. Und das Publikum lachte und sang mit, gut versorgt mit Wasser, Sekt und verschiedenen Croissants.
Lokschuppen und Plakatemuseum geöffnet
Im Erlebnisbahnhof Westerburg gab es Gelegenheit zum Bücherkauf, zum Signieren und zum Gespräch mit der Autorin. Die Eisenbahnfreunde boten neben Bewirtung auch einen Rundgang durch das Plakatemuseum an, das in den letzten Jahren zahlreiche neue Exponate erworben hat. Auf Wunsch der Teilnehmer wurde auch der Lokschuppen für eine Besichtigung geöffnet. Von allen Seiten wurde Begeisterung für das gelungene Arrangement geäußert, verbunden mit dem Wunsch, diese Veranstaltung auch im nächsten Jahr wieder in die Westerwälder Literaturtage aufzunehmen. Und alle waren sich einig, dass die Drei-Länder-Bahn in den eineinhalb Stunden zwischen Au und Westerburg durch eine der bezauberndsten Gegenden Deutschlands fährt. (PM)
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Nachricht vom 10.09.2018 |
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