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Nachricht vom 06.01.2019
Kultur
Stefan Reusch hat Weidenhahn und die Welt gerettet
Wohl dem, der es schafft, einen Stefan Reusch nach Weidenhahn zu locken. Im vollbesetzten Bürgerhaus von Weidenhahn konnten sich die Besucher ein eigenes Bild davon machen, wie er die Welt retten will. Keiner der Besucher brauchte sein Kommen zu bereuen, denn es prasselte ein wahres Feuerwerk an aberwitzigen, abstrusen Pointen und Kalauern auf das begeisterte Publikum hernieder.
Stefan Reusch mit seiner Westerwälder Wurstfrau. Fotos: wearWeidenhahn. Bürgermeister Frank Eulberg führte in seiner Begrüßung aus, dass der Auftritt von Stefan Reusch Benefizcharakter habe, da der Reinerlös der Veranstaltung komplett dem Kindergarten in Weidenhahn zur Verfügung gestellt wird. Zur Unterstützung von Stefan Reusch stand die im Westerwald sehr bekannte und beliebte Jazzband „Schräglage“ zur Seite. Das Wechselspiel zwischen den Vorträgen von Stefan Reusch und „Schräglage“ forderte immer wieder den Beifall der Besucher heraus.

Stefan Reusch legte ohne langes Vorspiel sofort los: In der teilweise aus den Fugen geratenen Welt mit ihren sehr obskuren Persönlichkeiten boten sich ihm unendlich viele Möglichkeiten, die Ereignisse ad absurdum zu führen. Mit seinen auf hohem Niveau vorgetragenen Wortverdrehungen und Verklausulierungen der deutschen Sprache, traf er mit den Pointen direkt die Lachmuskel der Besucher. Reusch regte sich über alles maßlos auf, in seinem Bestreben, die Welt doch noch zu retten. Nichts und niemand war ihm heilig, wer ungeschoren davonkam, der hatte es nicht an die Spitze geschafft. Ob Trump, Helene Fischer, Uli Hoeneß, Angela Merkel, Andrea Nahles, Özil, Jogi Löw, oder Fahrid Bäng und Kollegah, alle bekamen ihr Fett ab.

Reuschs Jahresrückblick begann mit den negativen Schlagzeilen: Der letzte Otto-Katalog wurde ausgeliefert, die Lindenstraße stirbt bis 2020, die Cebit gibt es nicht mehr und der Brexit kommt. Zudem hätten sich Helene Fischer und Florian Silbereisen getrennt, denn Helene soll einen neuen Mann haben, Florian auch. 2018 hätte auch unter den drei großen Ts zusammengefasst werden können, Terror, Trump und Trohende Rechtsschreibschwäche. Zum Brexit meinte Reusch, dass ein Land alleine nicht so doof sein könne, trotzdem seien die Briten bald aus den Augen und aus dem Gin. Trump würde an Zollwut leiden. Uli Hoeneß findet Mesut Özil fürchterlich, da dieser Steuern zahlt. Dazu passend ein Gedicht: Auf das Glück kann man sich nicht verlassen, der eine kriegt es fast, der andere kriegt was Schönes, der Dritte kommt in den Knast, sein Name Uli Hoeneß. Reusch kalauerte auch, dass wir in einer Welt zwischen Gut und Börse leben würden. Übrigens soll Harrison Ford im Alter von 78 Jahren die Fortsetzung von Indiana Jones drehen, der Titel lautet „Der Treppenlift des Todes“.

Zum Thema Angela Merkel meinte Reusch lakonisch, ihr sei nichts in den Schoß gefallen. In einem Interview habe sie gesagt, dass ihr Mädchenname Kasner gewesen sei, ihr Spitzname in der Jugend lautete „Kasi.“ Sie sei ja so froh darüber, dass sie nicht Stasner geheißen habe. Reusch hatte auch ein Kamingespräch zwischen Angela Merkel und Donald Trump belauscht, in dem Frau Merkel sagte: „Donald, wenn du mein Mann wärst, würde ich deinen Kaffee vergiften.“ Darauf Trump: „Angie, wenn du meine Frau wärst, würde ich den Kaffee auch trinken“. Bei der knappen Wahl von AKK zur CDU-Chefin habe Frau Merkel fast einen Merz-Schrittmacher bekommen. In Bezug auf die Gesundheitsreform von Jens Spahn meinte Reusch lakonisch: Die Menschen werden immer älter, die Gesundheitsreform wird das ändern.

Im Übrigen sei der Russe an allem schuld: Trump und die AfD seien durch die Russen groß geworden, auch Ex-Kanzler Schröder habe bei den Russen das große Rub(b)el-Los gezogen. Die Spende, die die AfD erhalten hat, sei nicht für die AfD bestimmt gewesen, da auf dem Überweisungsträger zwar AfD gestanden habe, das aber „Alice für Dich“ bedeuten sollte. Die Grünen hätten sich auf dem letzten Parteitag vehement gegen Waffenexporte in Krisengebiete ausgesprochen, es sei denn, es kämen Bio-Waffen zum Einsatz.

Reusch berichtete auch aus seinem privaten Umfeld, da er keine Schmierzettel mehr hatte, nahm er das letzte leere Blatt und kopierte dieses mehrfach auf seinem Drucker. Anscheinend spitzt Reusch auch gerne bei Gesprächen seiner Mitmenschen die Ohren. Neulich im Bestattungsinstitut: Bestatter beim Abschied: „Beerdigen Sie uns bald wieder.“ Kunde: „Gerne, wenn Sie bestatten.“ Beim Tag der offenen Tür des Kindergartens habe sich ein Mann ein großes Bier bestellt, darauf die Leiterin: „Das ist hier ein Kindergartenfest.“ Darauf der Mann „Na gut, dann machen Sie mir halt ein kleines Bier.“

Zum Schluss noch ein Bericht aus Reuschs WG von 1968. Sie hätten dort es mit der Hygiene nicht so genau genommen, aber wenn sie sich mal duschten, dann hätten sie den gleichen Browser (Brauser) gehabt. Ihr Motto bei Demonstrationen sei gewesen: Leute, werft mit Pflastersteinen, macht den fetten Typen Beine.

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Absurditäten, die wie aus einem Trommelrevolver auf die Zuhörer niederprasselten. Standing Ovations für Stefan Reusch und die Jazzband „Schräglage“ honorierten eine Veranstaltung, die auch von der Begeisterung des Publikums getragen wurde. Wie schrieb einst ein Kritiker über Stefan Reusch: „Es ist große Kleinkunst, was Reusch auf der Bühne bringt.“ Damit ist alles gesagt. Als kleines Dankeschön erhielt Stefan Reusch aus den Händen von Bürgermeister Eulberg die Sonderanfertigung einer „Westerwälder Wurstfrau.“ (wear)
       
       
     
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