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Nachricht vom 13.01.2019 |
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Politik |
Ausweitung der Meisterpflicht: „Weltfremd und unrealistisch“ |
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„Ich rechne fest mit Widerstand der Verbraucher. Weder private noch gewerbliche Kunden haben von einem restaurierten Meisterzwang etwas Gutes zu erwarten.“ Der das sagt, ist Jonas Kuckuk. Er ist Vorstandsmitglied im Berufsverband der unabhängigen Handwerkerinnen und Handwerker e.V. (BUH e.V.). Als Reaktion auf die beim Neujahrsemfpang der Handwerkskammer (HwK) Koblenz geforderte Ausweitung der Meisterpflicht veröffentlichen wir seine Sicht der Dinge als Meinungsbeitrag. |
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Region. Da regt sich Widerspruch: Die Kuriere haben über den Neujahrsempfang der Handwerkskammer (HwK) Koblenz berichtet. HwK-Präsident Kurt Krautscheid hatte dabei die Ausweitung der Meisterpflicht zu einem Top-Thema der Kammer für 2019 erklärt. Die Argumente für eine Ausweitung der Meisterpflicht nannte er „unübersehbar“, sie seien „eigentlich erdrückend“, die „Meisternovelle“ von 2004 sei „ein großer politischer Fehler“ gewesen. Jonas Kuckuk aus Bremen sieht das entschieden anders: Er ist Vorstand des Berufsverbands der unabhängigen Handwerkerinnen und Handwerker e.V. (BUH e.V.). Der Verband tritt seit mehr als 20 Jahren für die Gewerbefreiheit im Handwerk ein, berät Handwerker im Reisegewerbe und bietet Seminare für Existenzgründer im Handwerk an – mit und ohne Meisterbrief. Kuckuk hält die Erweiterung und das Festhalten am Meisterzwang für weltfremd, unrealistisch und auch nicht zielführend:
„Der Gruß der Handwerksmeister ist die Klage. Klagen über den Fachkräftemangel und die schädlichen Folgen der teilweisen Befreiung vom Meisterzwang. Die Bundesregierung hat den Begehrlichkeiten des deutschen Meisterstandes erstmals die rote Karte gezeigt. Der Wunsch, aus dem Handwerk wieder eine geschlossene Gesellschaft zum Wohle des Meisterstandes zu machen, ist wachstumsfeindlich und wird unserer Wirtschaft schaden.
Ich rechne fest mit Widerstand der Verbraucher. Weder private noch gewerbliche Kunden haben von einem restaurierten Meisterzwang etwas Gutes zu erwarten. Die Zahlen belegen, wie erfreulich sich befreite Branchen wie die Gebäudereinigung entwickelt haben. Von diesem verbesserten Angebot profitieren auch Handel und Industrie. Niemand will sich in Zeiten des Fachkräftemangels ein ohnehin knappes Angebot zum Wohle einiger privilegierter Meisterbriefinhaber weiter einschränken lassen.
Die Bundesregierung und die Koalitionsarbeitsgruppe sind gut beraten, sich durch eine voreilige Rückabwicklung befreiter Handwerksberufe nicht allseitiger Kritik auszusetzen. Es wäre tollkühn, für den Wunschkatalog der Standesorganisationen des Handwerks die Konjunktur zu belasten, auf die Zoll- und Handelskriege bereits erste Schatten werfen.
Die Standesorganisationen der Meister werden weder arm noch müde, Gutachten zu beauftragen, die jeden ihrer Wünsche erfüllbar erscheinen lassen. Es wird der Bundesregierung nicht gelingen, das Verfassungsgericht von der Notwendigkeit und der Zulässigkeit dieser Grundrechtseingriffe in die Berufsfreiheit zu überzeugen. Die von der Bundesregierung gegebenen Antworten und präsentierten Zahlen lassen das deutlich erkennen.
Der Relaunch des Meisterzwangs wird juristisch scheitern. Das wäre für eine Bundesregierung noch kein Grund darauf zu verzichten, aber der zu erwartende Aufruhr und die Unsicherheit in den betroffenen Branchen werden dem Markt schaden. Eine Reregulierung wird der Bundesregierung auf die Füße fallen. Die Wähler werden eine neue Exklusivität handwerklicher Dienstleistung jedenfalls nicht honorieren." (Jonas Kuckuk) |
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Nachricht vom 13.01.2019 |
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