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Nachricht vom 16.02.2019
Kultur
Erst China, jetzt Siegen: Thomas Kellner zeigt „Photo Trouvée“
Thomas Kellner zeigt in seinem Siegener Atelier in der Friedrichstraße 42 die Ausstellung „Photo Trouvée“, die er bereits im September erfolgreich in China präsentierte. Die Ausstellung läuft bis zum 27. März. „Stillleben waren in der Geschichte der bildenden Kunst schon immer von Bedeutung und einzelne Objekte in Bildern waren mit einer Aura gefüllt und oft ikonologisch“, schreibt Thomas Kellner in einer Pressemitteilung zur Ausstellung.
Thomas Kellner mit dem Bild von Kent Rogowski (New York) mit dem Titel „The beginning of the end“. (Foto: privat)Siegen. Thomas Kellner zeigt in seinem Siegener Atelier in der Friedrichstraße 42 die Ausstellung „Photo Trouvée“, die er bereits im September erfolgreich in China präsentierte. Die Ausstellung läuft bis zum 27. März. Gezeigt werden Arbeiten von Anne-France Abillon, Elaine Duigenan, Meggan Gould, Lorena Guillen-Vaschetti, Juergen Koenigs, Kent Rogowski, Sarah Strassmann und Vadim Gushchin.

Worum geht es in der Ausstellung „Photo Trouvée - Die Wahrheit über das flache Objekt in der Fotografie“? Dazu muss man die Geschichte bemühen. 1822: Niecephore Niepce, der Erfinder der Fotografie und Konkurrent von Louis Daguerre, machte ein Bild von einem Tisch mit Glasflaschen, den wir als das allererste Stillleben in der Geschichte der Fotografie kennen. „Stillleben waren in der Geschichte der bildenden Kunst schon immer von Bedeutung und einzelne Objekte in Bildern waren mit einer Aura gefüllt und oft ikonologisch“, schreibt Thomas Kellner in einer Pressemitteilung.

Als Marcel Duchamp 1913 das „objet trouvé“ mit dem Fahrrad-Rad oder dem Brunnen von 1917 erfand, wurde das Objekt selbst zum „ready-made“ Kunstwerk. Kellner: „Der aus Sattel und Lenker gefertigte Picasso-Bulle zeigt, dass wir das Objekt selbst zu Beginn des 20. Jahrhunderts als künstlerischen Ausdruck akzeptieren konnten oder es gleichzeitig als etwas anderes sehen konnten.“

Auch Karl Blossfeld suchte Anfang des 20. Jahrhunderts nach den natürlichen Ausdrucksformen in der Natur. Er schuf eine zeitlose Reihe von Formen, die er in Pflanzen fand. Fast zur gleichen Zeit malte Paul Cézanne seine berühmten Stillleben mit Äpfeln, Orangen und später Pfirsichen. In seinen Bildern wurden Farbe und Form des Pinsels ebenso wichtig wie das gemalte Objekt. Die Malerei des Objekts wurde zu einer Selbstdarstellung.

Heutzutage sind wir von Milliarden von künstlichen Objekten umgeben. Nahrungsmittel, gentechnisch veränderte Pflanzen, Industrieprodukte, monumentale Maschinen und alle Abfälle sind überall in der Welt vorhanden und kreisen in Wolken um unseren Planeten. Die Künstler in dieser Ausstellung arbeiten auf der Grundlage dieses Wissens zwischen dem fotografierten Objekt, das durch den Sucher wie durch das Renaissance-Fenster betrachtet wird, bis hin zum „objet trouvé“, wo das Foto selbst zum „photo trouvé“ wird. Es bleibt nur die Frage, was das Objekt an der Wand noch bedeutet. (PM)
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