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Nachricht vom 05.05.2019 |
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Kultur |
Europa kulturell umgesetzt in der Kirburger Dorfkirche |
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„Europa“ von Santana wurde gespielt zu Beginn der 24. Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“ mit dem Motto „So klingt Europa“ in der Evangelischen Kirche in Kirburg. Mit dieser besonderen Veranstaltungsreihe wollen die Kulturschaffenden der Kleinkunstbühne Mons Tabor darauf hinwirken, dass es auch in Zukunft ein lebenswertes, vereintes und demokratisches Europa gibt. Dazu waren am 5. Mai nur europäische Künstler auf die neue Bühne nach Kirburg engagiert worden: Das dynamische Polit-Kabarett-Duo „Onkel Fisch“ und die Weltmusikgruppe „Radio Europa“ |
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Kirburg. Sprecher Uli Schmidt zitierte Cicero: „Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland“. Und unserem Vaterland ging es nie so gut wie seit des Bestehens der EU. „Wer daran zweifelt, soll auf Soldatenfriedhöfe gehen“ (Jean-Claude Juncker).
Der Hausherr, Pfarrer Rüdiger Stein meinte: „Wir haben uns auf unsere Fahne geschrieben, dass wir eine offene Gemeinde sind, auch für Menschen außerhalb der EU.“ Karsten Lucke, Leiter des Europa-Hauses Bad Marienberg, erläuterte, dass Europa komplex und herausfordernd sei und die kommende Europa-Wahl die politischste, die wir je hatten, weil Dissens in ganz Europa herrsche. „Es ist eine vergiftete Debatte entstanden, aber jede Meinung muss gehört werden. Demokratie braucht diese Reibereien, nur Populismus ist nicht so gut.“ Das Motto Europas laute „In Vielfalt geeint“, das beziehe sich auf Kultur, Sprache, Tradition und Bildung. Daher appellierte Karsten Lucke, am 26. Mai an der Europa-Wahl teilzunehmen, damit diese Vielfalt erhalten bleibt, denn „Europa ist toll!“
Das Satireduo Onkel Fisch alias Adrian Engels und Markus Riedinger zeigte seine Bühnenshow „Europa – und wenn ja, wie viele?“ Ein unterhaltsamer Mix aus Polit-Kabarett und spielerischem Spaß. Die Beiden hatten sich für Europa mit Anzügen schick gemacht. Da nicht alle Länder Europa wertschätzen, gibt es leider Brexit, teilweise Francit, Italoxit und A-ustritt. Überhaupt herrscht schlechte Stimmung, Öttinger hasst seinen Englischlehrer, aber speaks fresh from the liver. Die Basics zum Thema Europa sind schwierig und nicht immer genau definierbar, denn die größte Stadt Europas ist Moskau vor dem größten Teil Istanbuls, der in Europa liegt. Bei der UEFA spielen auch Israel und Kasachstan mit und beim European Song Contest auch Australien als größte europäische Strafkolonie. Aber ein Land hat noch nie mitgesungen, eine kleine Enklave in Rom. Der Vatikan hat Angst, dass sein Image schlechter wird.
Europa ist nicht mal ein echter Kontinent, nur ein Teil der eurasischen Kontinentalplatte. Erfunden wurde es von einem Griechen, Herodot. Die Recherche des Duos ergab, dass wir Europäer alle afrikanische Wirtschaftsflüchtlinge sind, traumatisiert durch die sexuelle Ausbeutung der Prinzessin Europa durch Zeus. Ist das kleine blaue Rechteck auf dem Nummernschild unsere Identität? Oder europäische Kultur? Die „Action-Kabarettisten“ spielten und sangen die Europa-Hymne hingebungsvoll.
Die Kabarettisten waren in Brüssel und analysierten, dass die EU eine Psychotherapiegruppe in der Dauerkrise ist, behaftet mit unzähligen verwirrenden Abkürzungen wie „EZB“. Das könnte ein Grund sein, warum viele Leute aussteigen und Populisten wählen. Als Imitatoren der Köche Tim Mälzer und Christian Rach stellten Onkel Fisch fest, dass populistische Maultaschen leer sind, nur viel Maul, nichts drin und dass die Küche in Sachsen auf alles braune Soße mache. „Da kannst du suchen wie du willst: Du findest einfach nichts Grünes!“ Das Fazit aller Speisenkontrollen in diversen Ländern: Wir wollen keine braune Soße! Die ist Folge einer neuen Lebensmittelallergie: Migrationsintoleranz.
Nach einem irrwitzig-komischen EU-Werbefilm-Contest mit dem Publikum als Jury, spielten die beiden Europameister des politischen Kabaretts zum Abschluss das Lied „Mit Europa ist man weniger allein!“
In der Pause konnten sich die Besucher vom Lachen und Applaudieren erholen am Buffet mit einer großen Auswahl an Leckereien aus allen europäischen Ländern und passenden Getränken. Frisch gestärkt ging es im zweiten Teil weiter mit einem Fest rasanter europäischer Musik, dargeboten von den virtuosen Musikern der Gruppe „Radio Europa“ mit dem Motto „Together in Music“.
Jeder der fünf Könner bringt seine persönliche musikalische Geschichte ein: Geiger Jörg Widmoser wuchs in München als Sohn österreichischer Eltern auf. Er erlernte das Violinenspiel autodidaktisch. Er liebt nicht nur klassische Musik, sondern auch schwarzen amerikanischen Jazz. Der Gitarrist Andreas Wiersich entstammt einerseits einer alten bayerischen Musikerfamilie und andererseits einer breslauer Ahnenlinie. Er erlernte ab dem sechsten Lebensjahr Klavier, bekam mit 14 Jahren eine Violine, widmete aber seine Liebe letztlich der Gitarre. Wolfgang Lell hat russische Wurzeln. Er machte seine ersten Erfahrungen mit Musik in Nürnberg im Alter von sechs Jahren durch den elterlichen Unterricht. Zuerst an der Ukulele und Gitarre, danach an der Melodica, ab dem achten Lebensjahr dann am Klavier und später am Akkordeon. Alex Bayer wuchs in Stockholm, Mailand und Süddeutschland auf. Seine Vorfahren stammen aus Polen, Deutschland und den USA. Im Jugendalter führte ihn der Weg über die klassische Gitarre zum E-Bass und Kontrabass, die Instrumente, die er schließlich an der HFM Nürnberg studierte. Roland Duckarm ist ungarischer-deutscher Abstammung und wuchs in Rumänien auf bis er mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Regensburg zog. Der Schlagzeuger und Perkussionist entwickelte bereits mit drei Jahren eine große Faszination für das Musizieren.
Die Band spielte flotte Weisen, die durch das Akkordeon einen französisch-folkloristischen Touch erhielten. Bei einem eigenen, spanisch angehauchten Stück animierte Duckarm zum Mitklatschen im Siebener-Takt und beim folgenden bulgarischen Lied mit ungewöhnlichem Takt rief er zum Mitzählen auf und lobte als Preis eine CD aus. Bei einem Musette-Walzer aus Frankreich brachte Wolfgang Lell seine Virtuosität auf dem Akkordeon zu Gehör. Ein italienisches Lied erlaubte Soli für alle Instrumente. Zurück in die Kindheit spielte sich der Percussionist Roland Duckarm auf Blumentöpfen. Schneller Rhythmus kennzeichnete das Lieblingslied des Violinisten mit Anklängen an amerikanische und Gypsy-Musik. Als Hommage an Europa erklang die Hymne „Ode an die Freude“ zum Abschluss im Original und in jazzigen Variationen. Erst nach einer atemberaubend flotten Zugabe durften die Musiker die Kirburger Kirche verlassen.
„So klingt Europa“ geht am Sonntag, 16. Juni weiter mit der Harfenistin Cecile Corbel & Band aus der Bretagne in der evangelischen Erlöserkirche in Neuhäusel. Die weiteren Konzerte der Reihe „Musik in alten Dorfkirchen“ finden am 14. Juli in Selters und am 1. September in Westerburg und als Hochkarätiger Abschluss am 6. Oktober in Höhr-Grenzhausen statt. htv
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