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Nachricht vom 23.08.2019 |
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Region |
Zwei Urgesteine in der Pflege |
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Kürzlich verabschiedeten die Mitarbeiter der Dernbacher Seniorenzentren St. Josef und St. Agnes ihre Kollegin Gaby Jung (66) in den wohlverdienten Ruhestand.Ihre Abschiedsrede gestaltete die Einrichtungsleiterin der beiden Seniorenzentren, Annika Belgrath, dem Anlass entsprechend sowohl heiter, als auch nachdenklich. |
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Dernbach. „Liebe Kollegen", so die Einrichtungsleiterin, "ich präsentiere Ihnen hier ein sehr seltenes Exemplar, das heute kaum noch zu finden ist. Sehen Sie hier ein lebendiges Wesen, das seit 40 Jahren in der Pflege und bei unserem Träger arbeitet.“
Das zustimmende Lachen der vielen Gäste bewies, dass Annika Belgrath damit einen Nerv getroffen hatte, denn es ist etwas Wahres daran: 40 Jahre im Pflegeberuf und dazu noch beim selben Arbeitgeber - das findet sich heutzutage kaum noch. Für Gaby Jung war dies jedoch selbstverständlich: „Ich wollte nie etwas anderes als in der Pflege arbeiten. Auch kam es mir nie in den Sinn, den Arbeitgeber zu wechseln.“
Auch ihre Kollegin Marion Appel (62), Pflegefachkraft im Seniorenzentrum St. Agnes, stand Tag für Tag mitten im Geschehen: „Ich arbeite dieses Jahr seit 40 Jahren für die Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi. Etwas anderes kann ich mir gar nicht vorstellen!“
Kennengelernt hatten sich die beiden im ehemaligen Herz Jesu Heim. Marion Appel war damals schon examinierte Altenpflegerin. Gaby Jung nahm den Umweg über den Pflegehelferberuf und wurde Mutter in dieser Zeit. Auch ihr war schnell klar, dass das Examen unbedingt her musste: „Nur als Hilfskraft… Das war nichts für mich! Ich wollte Verantwortung übernehmen und die Dinge mitgestalten. Also machte ich noch eine Ausbildung zur Fachkraft.“
Als 1994 das Seniorenzentrum St. Josef seine Pforten öffnete, wechselte Gaby Jung frisch examiniert in das damals neue Haus. Dort war sie 15 Jahre in der Mitarbeitervertretung und lange Jahre im Nachtdienst tätig. Anstatt sofort in Rente zu gehen, arbeitete sie noch einige Zeit auf 450€ Basis weiter: „Einen sofortigen Austritt nach so vielen Jahren hätte ich nicht verkraftet“, erzählt sie lachend.
Doch jetzt ist es soweit: Gaby Jung hatte am 15. August ihren wirklich letzten Arbeitstag und wurde von ihren Kollegen mit viel Hochachtung und Wertschätzung für ihre vielen Dienstjahre verabschiedet. Marion Appel hat noch ein bisschen Zeit bis zur Rente, aber auch hier tickt die Uhr. Bei einem letzten Treffen erinnerten sich die beiden „Urgesteine“ an alte Zeiten, längst verstorbene Bewohner und Schwestern und frühere Arbeitsbedingungen: „Leicht hatten wir es auch nie, aber damals war schon eine andere Zeit. Irgendwie hatte man da noch mehr Ruhe, mehr Zeit und es wurde nicht so sehr aufs Geld geschaut. Vielleicht verklärt sich das auch mit den Jahren.“
Ihr Wunsch für die Pflegenden von heute: „Hoffentlich ändern sich die Arbeitsbedingungen wieder so, dass die Freude am Pflegeberuf auch wieder gelebt werden kann und nicht nur Hetze und Zeitmangel diese wichtige Tätigkeit zerstören. Lasst Euch die Freude an diesem schönen Beruf nicht nehmen!“ |
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Nachricht vom 23.08.2019 |
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