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Nachricht vom 17.12.2019
Region
Drückjagd im Westerwald - Lesermeinungen
Zur Drückjagd im Westerwald hatten wir die Meinung von Tierschützern und des zuständigen Forstamtes Neuhäusel wiedergegeben. Eine weitere Drückjagd im Stadtwald Montabaur ist nun vorbei. Auf der Strecke lagen nach Auskunft der Verbandsgemeinde Montabaur 13 Stück Schwarzwild, darunter ein Keiler von 100 Kilogramm, und vier Stück Rehwild. Wir möchten zu Drückjagden die Meinung von zwei Leserinnen wiedergeben.
VG Montabaur: „Am Ende einer erfolgreichen Jagd auf der Montabaurer Höhe: (v.l.) Der Erste Stadtbeigeordneter Gerd Frink, Forstrevierleiter Steffen Koch sowie die Jagdhornbläser.“ Foto: Andreas LeidigMontabaur. Zu unserem Artikel „Totmacher“ im Westerwald? erreichten uns viele Reaktionen. Nachstehend zwei Briefe von Leserinnen:

Leserin Necla von Gartzen schreibt:
"Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen und bin mehr als erstaunt, dass das Forstamt Neuhäusel das alles ganz anders sieht. Selbst erfahrene Jäger lehnen solche Jagden aus ethischen Gründen mehr und mehr ab. Der ehemalige Bundesförster und Nachsuchenführer Seeben Arjes nennt Drück- und Treibjagden zu Recht "Kill-for-Cash-Partys". Daher kann ich dem Verein Wildtierschutz Deutschland e.V. nur danken, dass er auf diese Tierquälereien so drastisch hinweist.

Drück- und Treibjagden müssten längst verboten sein, denn neben dem unsäglichen Tierleid kommt es immer wieder zu Jagdunfällen, bis hin zu tödlichen von Unbeteiligten, wie beispielsweise der Fall mit der im Garten erschossenen Seniorin in Dalberg im letzten Jahr. Es kommt auch häufig vor, dass die Jagdhunde außer Kontrolle geraten. Mitte November wurde eine Ziegenherde bei Giessen von Jagdhunden während der Jagd gerissen und auch im Staatswald bei Nonnenmiß (Nordschwarzwald) töteten Jagdhunde einige Tiere eines Kleinzüchters. (Dieser Vorfall wurde vom WW-Kurier überprüft und wahr befunden.)

Bei einer Hundemeute von 30 Hunden ist der Übergang zur verbotenen Hetzjagd fließend und wenn von überwiegend kurzläufigen Hunde die Rede ist, dann wurden ja wohl auch hochläufige und stumm jagende Hunde eingesetzt. Wer kann das Ganze überhaupt kontrollieren? Der Einsatz von hochläufigen und stumm jagenden Hunden bei Drückjagden wird aus Tierschutzgründen stark kritisiert, da die Wildtiere immer in Panik geraten und somit es wie bereits oben erwähnt es zu einer verbotenen Hetzjagd kommt.

Wir leben im 21. Jahrhundert, in einer vermeintlich zivilisierten Welt, da sollten solche „Events“ wirklich Geschichte sein. Seit 2002 ist der Tierschutz in unserem Grundgesetz als Staatsziel verankert und die Jagd verstößt in fast allen Bereichen gegen dieses Recht. Wir haben leider vor Ort schon Schlimmstes erleben müssen und wenn Sie von morgens bis spät nachmittags permanent Schüsse hören, das Rufen der Treiber und das Hundegebelle, und leider auch schon die Schreie von angeschossenen Tieren, dann fühlt es sich an als sei Krieg, ein Krieg gegen die Tiere des Waldes. Die Todesruhe am nächsten Tag ist für uns immer gespenstisch und sehr bedrückend."

Leserin Daniela Görlich schreibt:
„Die Stellungnahme des Forstamtes Neuhäusel wirft viele Fragen auf. Hier die mir drängendsten Fragen:

Nicht tödliche Schüsse: Wenn von 49 erlegten Wildtieren 45 sofort tödlich getroffen wurden, was ist dann mit den übrigen vier Tieren passiert? Darüber schweigt sich das Forstamt aus. Aber ich kläre Sie gerne auf: Diese Tiere wurden eben nicht (!) sofort tödlich getroffen. Es musste (mehrmals?) nachgeschossen werden oder die Tiere flüchteten sogar gänzlich und sie mussten nachgesucht und konnten erst, wenn sie denn gefunden wurden, eine Zeitlang später von ihren Leiden erlöst werden. Wenn in einem Schlachthof Tiere beim Schlachten nicht anständig betäubt werden oder nicht sofort sterben, es vielleicht mehrere Anläufe braucht und die Tiere folglich leiden, spricht man davon, dass die Tiere (zumindest laut Gesetz) nicht sachgerecht und nicht tierschutzkonform getötet wurden. Da frage ich mich doch, wie man bei einer Treibjagd, bei der Tiere nicht sofort tödlich getroffen werden, von Tierschutz und der sogenannten "Waidgerechtigkeit" sprechen kann?

Treibjagd und dann Ruhe? Vorweg: Von Jagdrevierinhabern habe ich schon gehört, dass es nach einer Treibjagd sehr lange dauert bis sich wieder Wild im "Treibjagd-Gebiet" blicken lässt. Vertraut und sicher fühlen sich Wildtiere, so wie vom Forstamt Neuhäusel ausgeschmückt, nach solch einem Event sicherlich nicht! Bei der Stellungnahme des Forstamtes Neuhäusel entsteht der Eindruck, dass nur ein Mal im Jahr eine Treibjagd stattfindet und den Rest der Zeit Ruhe herrscht.

Da ich selbst hier wohne kann ich nur sagen, dass dem keinesfalls so ist! Ich bin sehr viel in unserem Wald unterwegs und höre wie oft hier geschossen / gejagt wird - und dies das ganze Jahr über.

Hinzukommen die ständigen Forstarbeiten, die das Wild zusätzlich stören und stressen. Und dies war bereits auch vor der aktuellen Borkenkäfer-Problematik der Fall. Ich weiß nicht wie man bei solchen Gegebenheiten davon sprechen kann, dass das Wild nur einmal kurzzeitig in Unruhe gebracht wird.

Jagdvergnügen: Immer wieder betont das Forstamt im Sinne des Naturschutzes zu handeln und im nächsten Atemzug wird erwähnt, dass revierlosen Jägern oder gar Jägern aus dem Ausland aufgrund der hohen Nachfrage nach Jagdgelegenheiten, diese angeboten und gegen gutes Geld verkauft werden. Das klingt für mich keineswegs nach Naturschutz sondern nach der Befriedigung eines Bedürfnisses oder der Erfüllung eines lieb gewonnenen Hobbys.

Alle, auch die Forstwirtschaft, haben erkannt, dass wir Menschen etwas im Umgang mit unserer Umwelt, Natur und auch Wald ändern müssen. Hierzu sollte jedoch nicht nur die Art der zu pflanzenden Bäume und deren Bewirtschaftung überdacht werden, sondern auch die Art und Intensität der heutigen Form der Jagd. In der Hoffnung, dass die dringend notwendige Veränderung im Umgang mit unserer Natur endlich voranschreitet: Treibjagden wie sie am 7. Dezember auf der Montabaurer Höhe stattgefunden haben, gehören schlichtweg verboten!" (Briefe von der Redaktion gekürzt.)
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