WW-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis
Nachricht vom 02.01.2020
Wirtschaft
Gezielt qualifizieren und früh Orientierung geben
Rück- und Ausblick: Regionaler Arbeitsmarkt zeigt sich stabil - Arbeitsagentur Montabaur fördert Arbeitslose und Beschäftigte – Jugendliche am Übergang von der Schule zum Beruf begleiten - Saisoneffekt: Mehr Arbeitslose im Dezember
SymbolfotoMontabaur. Der regionale Arbeitsmarkt hat 2019 ein ausgesprochen erfreuliches Bild geboten. Im Durchschnitt waren im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur – das sind der Westerwald- und der Rhein-Lahn-Kreis – weniger als 5.000 Menschen ohne Job gemeldet; exakt waren es 4.985 Personen. Der Mittelwert der Arbeitslosenquote lag bei 2,8 Prozent. Gegenüber 2018 entspricht dies einem Rückgang um 421 Personen beziehungsweise 0,2 Prozentpunkte. Zum Stichtag 30. Juni 2019 (das ist der aktuellste Wert) waren 102.284 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt; das ist ein Plus von 1.574 Personen beziehungsweise 1,6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresquartal. Besonders hervorzuheben ist, dass die Langzeitarbeitslosigkeit binnen eines Jahres um mehr als ein Viertel reduziert werden konnte.

Seit Bewältigung der Wirtschaftskrise vor zehn Jahren zeigt die Arbeitslosigkeit eine fallende, die Beschäftigung eine steigende Linie. Laut Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für 2020 wird die ausgeprägt positive Arbeitsmarktentwicklung der zurückliegenden Jahre nun jedoch durch eine nachlas-sende Konjunktur gebremst. „Trotzdem dürfen wir mit Optimismus in die Zukunft schauen: es wird noch keine Verschlechterung, sondern Stabilität erwartet“, sagt Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur. „Der Agenturbezirk Montabaur ist gut aufgestellt – auch im Vergleich zur Bundes- und Landesebene.“

Unter der Annahme, dass das Bruttoinlandsprodukt 2020 um 1,1 Prozent wächst, kann es bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ein leichtes Plus von 0,7 Prozent geben. Das würde bedeuten, dass die Zahl der Beschäftigten im Jahresmittel 2020 gegenüber 2019 um 700 auf 103.300 Personen steigt. Die Arbeitslosigkeit würde mit etwa 4.900 Personen gleich bleiben.

„Unser Ziel ist es, denjenigen Chancen zu eröffnen, die trotz der guten Rahmenbedingungen arbeitslos sind“, erklärt Elmar Wagner. „Der Weg führt über gezielte (Teil)Qualifizierung. Dies nutzt zugleich den Betrieben der Region, die dringend Fachkräfte brauchen. Sie sollten zudem die eigenen Beschäftigten als Potenzial betrachten: in vielen Unternehmen gibt es Kolleginnen und Kollegen mit geringem oder veraltetem Fachwissen. Wenn sie fit gemacht werden für die Zukunft, kommt das allen Beteiligten zugute. Auch hier kann die Agentur für Arbeit fördern.“

Junge Menschen, die ins Erwerbsleben einsteigen möchten, haben beste Aussichten. Der Ausbildungsmarkt hat sich längst zum Bewerbermarkt gewandelt, und die Betriebe konkurrieren um geeigneten Nachwuchs. Trotzdem sind viele Jugendliche unschlüssig und brauchen Orientierung. Deshalb setzt die Agentur für Arbeit Montabaur verstärkt darauf, sie am Übergang von der Schule in den Beruf zu begleiten, über geeignete Ausbildungs- und Studiengänge zu beraten und in die passende Ausbildung zu vermitteln.

Der Arbeitsmarkt im Dezember
Zum Ausklang des alten Jahres ist die Arbeitslosigkeit leicht gestiegen. Ende Dezember wurden im Agenturbezirk Montabaur 4.884 Menschen ohne Job gezählt. Gegenüber November ist das eine Zunahme um 295 Personen; die Arbeitslosenquote erhöhte sich von 2,5 auf 2,7 Prozent. Auch gegenüber Dezember 2018 ergibt sich eine Verschlechterung - damals gab es insgesamt 129 Erwerbslose weniger, und die Arbeitslosenquote betrug 2,6 Prozent. Diese Entwicklung geht allerdings zu Lasten des Westerwaldkreises. Für den Rhein-Lahn-Kreis fällt der Vorjahresvergleich positiv aus.

Die Eintrübung zum Jahresende ist keine Überraschung, sondern vor allem dem Saisoneffekt geschuldet. Auch wenn der Winter seinem Namen bislang wenig Ehre machte, ruhen viele Tätigkeiten, die „unter freiem Himmel“ ausgeübt werden. Betroffen sind vor allem die Baubranche und der Garten- und Landschaftsbau. „Jetzt melden sich verstärkt Menschen direkt aus dem Erwerbsleben heraus arbeitslos, und es sind deutlich mehr Männer als Frauen“, beobachtet Elmar Wagner. „Dieser Saisoneffekt dürfte sich in den kommenden Wochen verstärken, bevor die Frühjahrsbelebung einsetzt.“

Auf dem Stellenmarkt geht es - dem Winter entsprechend - verhalten zu. Aber auch die Gesamttendenz ist rückläufig. Im Jahresverlauf 2019 meldeten die Betriebe dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur und der beiden Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn 8.189 Stellen. Das ist ein Minus von 961 Angeboten oder 10,5 Prozent gegenüber 2018. Besonders ausgeprägt ist der Rückgang in der Zeitarbeit.

Um Transparenz zu bieten, veröffentlicht die Agentur für Arbeit Montabaur jeden Monat auch die Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht all jene ein, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden – zum Beispiel durch Fortbildung und Umschulung oder einen Zuschuss für Existenzgründer - und in dieser Zeit statistisch nicht als arbeitslos gelten. Die Unterbeschäftigungsquote liegt derzeit wie im Dezember 2018 bei 4,1 Prozent, ist aber innerhalb der vergangenen vier Wochen um 0,2 Prozent-punkte gestiegen. „Im Jahresdurchschnitt ist die Unterbeschäftigung jedoch stärker gesunken als die Arbeitslosigkeit“, stellt der Agenturchef fest. „Das bestätigt, dass sich die Beschäftigung in unserer Region weiter aufgebaut hat.“

Abschließend der „geteilte Blick“ auf die beiden Landkreise, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst: Für den Westerwaldkreis weist die Statistik 3.135 Menschen ohne Job aus. Das sind 161 mehr als im November und 339 mehr als Ende 2018. Die Quote beträgt aktuell 2,7 Prozent. Vor einem Monat waren es 2,6 Prozent, vor einem Jahr 2,5 Prozent.

Im Rhein-Lahn-Kreis sind mit 1.749 Arbeitslosen 134 Personen mehr gemeldet als im November. Anders als bei den Nachbarn gibt es im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang, und zwar um 210 Personen. Die Quote liegt der-zeit bei 2,6 Prozent. Vor einem Monat waren es 2,4, vor einem Jahr noch glatte 3 Prozent. (PM)
Nachricht vom 02.01.2020 www.ww-kurier.de