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Nachricht vom 08.01.2020
Kultur
Ohnsorg-Theater brachte das Lachen nach Ransbach-Baumbach
In den 60er/70er-Jahren standen die Volkstheater in der Hochblüte, es gab sogar Live-Übertragungen aus dem Ohnsorg- und Millowitsch-Theater, die sich als Straßenfeger entpuppten, und viele Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockten. Doch das sind längst vergangene, glorreiche Zeiten, die das Ohnsorg-Theater bei seinem Besuch in Ransbach-Baumbach wieder auferstehen ließ. Die Stadthalle war ausverkauft, die Empore restlos belegt, sogar der kleine Saal musste geöffnet werden, um noch einigen Zuschauern Eintritt zu gewähren.
Impressionen: wearRansbach-Baumbach. Es war bestimmt für viele Zuschauer/innen auch ein nostalgischer Ausflug in die eigene Jugend. Da der heutigen Jugend das Ohnsorg Theater kein Begriff ist, waren demzufolge die Senioren im Publikum eindeutig in der Mehrzahl.

Auf dem Spielplan stand die Komödie „Ein Mann mit Charakter“, geschrieben von Wilfried Wroost, der sich auf Erzählungen und Lustspiele in plattdeutscher Sprache spezialisiert hatte. Viele seiner Vorlagen wurden vom Ohnsorg-Theater aus Hamburg als Schauspiel erfolgreich umgesetzt. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Bäckermeister Heinrich Hintzpeter, gespielt von Till Huster, sowie Heidi Mahler, die auf der Bühne als Oma Dora geschickt im Hintergrund die Fäden zog und zu Allem ihren „Senf“ abgab. Heidi Mahler konnte problemlos in die großen Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter Heidi Kabel schlüpfen.

Bäcker Hintzpeter hat mehrere Probleme „an der Backe“. Er benötigt dringend einen neuen Backofen, doch woher nehmen, und nicht stehlen? Dann hat er die schwangere Braut seines Bruders Fritz geheiratet, als dieser sich ab nach Amerika machte. Selma, die inzwischen von Heinrich geschieden ist, führt auf St. Pauli ein gut gehendes Lokal, und führt ein mondänes Leben. Das Kuckuckskind Gisela arbeitet natürlich in der väterlichen Bäckerei, sie hat sich aber unsterblich in den Finanzbeamtem Düvel verliebt, obwohl ihr Vater lieber seinen Gesellen Kröpelin als Schwiegersohn hätte, weil der ihm ein Darlehn über 10.000 DM besorgen könnte, um den Backofen zu kaufen. Zu allem Überfluss hat sich nun auch noch Fritz, der leibliche Vater von Gisela, aus Amerika angesagt. Heinrich gerät in Panik, was wohl passiert, wenn Gisela erfährt, wer ihr richtiger Vater ist.

In wenigen Worten ist das die Handlung in dem Lustspiel, das ganz alleine den Zweck verfolgte, das Publikum zu unterhalten und zu amüsieren. Dazu gab es reichlich Gelegenheit, weil alle Schauspieler/innen mit Herzblut bei der Sache waren, und keinen Routineauftritt hinlegten. Viele Kalauer, Spitzen und hintergründige Frotzeleien, aber auch temperamentvolle Gefühlsausbrüche, gepaart mit umwerfenden Lebensweisheiten, begeisterten die Besucher. Oma Dora zum Beispiel hätte von Anfang an am liebsten gesehen, dass ihre Enkelin den Finanzbeamten heiratet. Sie gab auch gleich die Erklärung dafür preis: „Wenn der mal tot ist, dann haste wenigstens eine schöne Pension.“ Oder Selma sinnierte über den Sinn einer Ehe: „Ich habe einen Papagei, der den ganzen Tag immer das Gleiche redet, ich habe einen Hund, der den ganzen Tag auf der Couch liegt, und ich habe eine Katze, die die ganze Nacht unterwegs ist. Wofür brauche ich da noch einen Mann?“

Mit diesen „Weisheiten“ entlockten die Schauspieler dem Publikum schallendes Gelächter. Die Rolle der Oma Dora war natürlich Heidi Mahler regelrecht auf den Leib geschrieben, als listige Strippenzieherin hatte sie das Sagen, und alles gehorchte. Beim großen Finale hatten sich dann, o Überraschung, alle lieb. Heinrich versöhnte sich wieder mit seiner Ex Selma, Gisela bekam von Oma und Heinrich sowie ihrem leiblichen Vater Fritz den Segen, ihren geliebten Finanzbeamten Düvel zu heiraten.

Das gesamte Ensemble strahlte Harmonie aus und überzeugte durch Spielfreude. Starker Schlussapplaus sowie mehrere Vorhänge belohnten das Ensemble für eine Vorstellung, der es gelang, tatsächlich für zwei Stunden das Publikum aufs Allerfeinste zu unterhalten und vielleicht einmal für diese Zeit von den Sorgen des Alltags abzulenken. wear
       
       
       
   
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