WW-Kurier |
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis |
|
Nachricht vom 15.03.2020 |
|
Kultur |
Corona gefährdet auch die freie Kulturszene im Westerwald |
|
Die Kleinkunstbühne Mons Tabor hatte ihre 27. Westerwälder Kabarettnacht am kommenden Wochenende (20. und 21. März) in Oberelbert bereits abgesagt und dafür geworben, dass der Eintrittspreis der Karte gespendet wird, um die kulturelle Arbeit fortsetzen zu können. Dies unter anderem deshalb, da die „Wanderbühne" auf eine hochwertige eigene Beschallungs- und Lichttechnik angewiesen ist und in diesem Jahr dringend nötige Investitionen in Höhe von circa 15.000 Euro tätigen muss. Die bisherigen Reaktionen sind überaus positiv: viele wollen mit ihrer „Kartenspende" helfen! |
|
Die Kulturschaffenden hoffen auf die Solidarität vieler Fans anspruchsvoller Kulturangebote im Westerwald, die mit geringen Beträgen dazu beitragen, dass es nach Corona bei vielen kleinen Kulturinitiativen mit hohem Engagement weitergeht. Die Kleinkunstbühne Mons Tabor unterstützt deshalb die Aktion „#AktionTicketBehalten“ im Interesse aller Kulturschaffenden von den Künstlern bis zu den Veranstaltern. Und natürlich auch der Besucher/innen der Veranstaltungen. Mehr Infos unter www.ticketbehalten.de.
Konzertagenturen der Folk-/Weltmusik-Szene rufen zur Aktion “ #AktionTicketBehalten“ auf:
Es war am Mittwoch letzter Woche, als eine Welle von Konzertabsagen nie gekannten Ausmaßes über die Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen hereinbrach. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben spätestens in diesen Tagen die Kulturbranche Deutschlands erreicht und Künstler wie Veranstalter nahezu aller Genres empfindlich getroffen.
Warum die Lage besonders für die Akteure der Folk-Szene sehr ernst ist, erklärt Gudrun Walther, die neben ihrer Tätigkeit als freischaffende Musikerin selbst eine Konzertagentur leitet: Musiker und Veranstalter stehen vor der Bedrohung ihrer Existenz „Die Veranstaltungen aus dem Bereich 'Folk - Weltmusik - akustische Musik - Singer-Songwriter' finden normalerweise unter dem medialen Radar statt. Es sind Konzerte, zu denen 150 bis 700 Zuhörer kommen. Die Existenz dieser Szene steht normalerweise auf einer soliden Basis. Es handelt sich um eine überschaubare Zahl an Künstlern, die vergleichsweise niedrige Gagen nehmen und meist intensiv touren. Geht man von einer durchschnittlichen Konzertgröße von 300 Zuhörern aus, tragen sich diese Projekte für Musiker und Veranstalter gerade so. Nur reichen die Umsätze leider nicht aus, um davon belastbare Rücklagen zu bilden. Viele der Musiker haben Familien. Wenn jetzt ab sofort alle Einnahmen für mindestens zwei, höchstwahrscheinlich mehr Monate wegbrechen, stellt das viele Künstler plötzlich vor ein existentielles Problem. Betroffen sind hier auch die beteiligten Sound- und Lichttechniker sowie die Konzertagenturen, die die Auftritte der Künstler vermitteln.“
Wichtigste Konzertagenturen appellieren geschlossen, erworbene Tickets nicht zurückzugeben Zwar hat die Bundesregierung den Kulturschaffenden staatliche Unterstützung zugesagt, an eine ausreichend schnelle finanzielle Hilfe glauben die Akteure der Musiksparte jedoch nicht. „Von einer Steuerstundung können wir nicht überleben“, sagt Gudrun Walther.
Nun werden die Kunstschaffenden selbst aktiv und gehen mit ihrem Anliegen an die Öffentlichkeit. Dafür haben sich die zehn führenden Konzertagenturen der Folk- und Weltmusik-Szene Deutschlands zusammengeschlossen und rufen ihre Zuhörer zur großen Solidaritätsaktion #AkVonTicketBehalten auf. Kern des Aufrufs ist die Bitte an die Konzertbesucher, von einer Rückgabe ihrer bereits erworbenen Tickets für entfallende Veranstaltungen abzusehen und damit den Betrag symbolisch zu spenden. Künstler und Veranstalter würden so vor einem vollständigen Einkommensverlust – zumindest in den kommenden Wochen – bewahrt. Die federführenden Agenturen Music Contact, Magnetic Music, artes Konzertbuero, Concert Connections, Highland Blast/Firestone Music, Laviola, MIRA Konzertbüro, Heimat-PR, CLP/Nordic Notes und bonna musica hoffen mit diesem einmaligen Schulterschluss auf die Unterstützung ihrer Fans in der schweren Krise.
Der besonders enge Kontakt zum Publikum ist in diesem Genre nicht nur durch die Intimität der kleineren Veranstaltungsorte begründet, er liegt vor allem im Wesen der Musik, die – obgleich virtuos – nicht abgehoben und von Grund auf nah an den Menschen dran ist. „Die Konzertbesucher identifizieren sich mit der Musik und haben keine Scheu in den Dialog mit uns Künstlern zu treten“, so Walther. Viele Zuschauer kämen seit Jahren immer wieder in die Konzerte.
Bereits mehrere Festivals abgesagt Obgleich die deutsche Folkmusik-Szene vergleichsweise überschaubar ist, sind die Veranstaltungszahlen – und damit zusammenhängend die derzeitigen Verluste – die die Agenturen insgesamt ausrichten, beachtlich: über 1.350 Konzerte mit rund 425.500 Besuchern stemmen die zehn Agenturen jährlich. Neben komplett gecancelten Tourneen mit bereits weitgehend ausverkauften Konzerten stellen besonders die von den Agenturen ausgerichteten Festivals die Akteure vor große finanzielle Schwierigkeiten. Erst letzte Woche traf die Absagenflut mit dem Irish Spring – Festival of Irish Music und dem parallel tourenden Irish Heartbeat Festival die beiden Marktführer im Sektor Irish Folk. Des Weiteren stehen viele folgende Veranstaltungen bis in den frühen Sommer hinein vor dem möglichen Aus. Die Agenturen haben Sorge, mit ungewissem Ausgang in die ungleich arbeits- und vorleistungsintensiveren Großveranstaltungen zu investieren. Dies bedeutet den bereits jetzt drohenden längerfristigen Verdienstausfall für alle Künstler und Beteiligten. Sie haben Petitionen verfasst und sich mit Unterstützungsgesuchen an Vertreter aller Fraktionen (mit Ausnahme der AfD) des Bundestages gewandt. Die Reaktionen blieben bislang weitgehend aus. Nun bitten die Konzertagenturen und mit ihnen alle von ihnen vertretenen Musiker um die Unterstützung ihrer Veranstaltungsbesucher in dieser in ihrem Ausmaß noch nicht überschaubaren Krise. In einer nie dagewesenen Solidaritätsbewegung stehen die Kunstschaffenden der Folkmusik-Szene zusammen und rufen ihre Fans auf: Nehmt teil an der #AkVonTicketBehalten! Damit Deutschland auch in Zukunft eine vielfältige und lebendige Musikszene um ein bewahrenswertes Kulturgut und ein reichhaltiges Angebot wunderbarer Konzertabende hat. Mitmachen! Jetzt! (PM)
|
|
Nachricht vom 15.03.2020 |
www.ww-kurier.de |
|
|
|
|
|
|