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Nachricht vom 27.04.2020
Politik
Stadt Montabaur: Der Bahnhofstraße auf den Grund gehen
Ausflug in die Unterwelt: In der mittleren Bahnhofstraße in Montabaur wird derzeit der Baugrund umfassend untersucht. Die Arbeiten dauern bis Ende April. Es gibt geotechnische Bohrungen, Grundwasseruntersuchungen, Vermessungen und Schaugräben, die zeigen, was sich so alles unter Asphalt und Pflaster verbirgt. All diese Untersuchungen dienen der Bauplanung, denn die Bahnhofstraße wird ab Ende 2021 umfassend saniert und neugestaltet. Dazu hatte die Stadt Montabaur im letzten Jahr einen Planungswettbewerb ausgelobt, den das Büro TDB Landschaftsarchitektur aus Berlin gewonnen hat.
Kleines Loch, großer Einblick: Die geotechnischen Probebohrungen reichen bis zu sechs Meter tief in die Erde. Fotos: Pressedienst MontabaurMontabaur. Schaugraben
Die drei Schaugräben – in der Bausprache Schürfgruben genannt – gehen einmal quer über die gesamte Straßenbreite. Sie sind einen Meter breit und ebenso tief. Fachleute können anhand dieser Gräben sehen, welche Schichten sich unterhalb von Asphalt und Pflaster befinden und ob diese gleichmäßig verlaufen. Bei einer Straße, die schon seit Jahrhunderten als Zuweg zur Innenstadt dient, ist das wie ein Ausflug in die (Stadt)Geschichte. Außerdem sind diese Schaugräben für die Versorgungsträger interessant, denn im Querschnitt der Straße können sie genau erkennen, welche Leitungen wo genau und in welcher Qualität verlaufen. Es geht um Strom, Wasser, Abwasser, Gas, Kabelfernsehen, Telekommunikation und um den Stadtbach. Auch das kann zum Ausflug in die jüngere Technik-Geschichte werden, denn früher hat man beispielsweise alte Telefonleitungen stillgelegt, aber nicht unbedingt aus der Erde entfernt. Anhand der Schaugräben konnten nun alle Leitungen definiert und zentimetergenau vermessen werden – eine wichtige Datengrundlage für die Neuplanung der Straße.

Geotechnische Bohrungen
Wie ein Guckloch in die Erde funktionieren die geotechnischen Bohrlöcher. Ein Spezialgerät bohrt sich senkrecht bis zu sechs Meter tief in den Boden und fördert (in mehreren Teilen) eine Stange Erdreich zutage, die alle Schichten des Straßenaufbaus zeigt. Mehr als 20 dieser Bohrproben wurden genommen - verteilt über die gesamte Straßenlänge und über die gesamte Straßenbreite. Anhand der Bohrkerne können die Fachleute ablesen, wie sich der Untergrund direkt am Schlossberg, unter der Fahrbahn und im Gehweg zusammensetzt. Auch das sind wichtige Daten für die Bauplanung.


Grundwassermessungen
Dort, wo sich heute die mittlere Bahnhofstraße um den Fuß des Schlossbergs legt, floss einst der Stadtbach offen durch das Gelände und nahm dabei das Wasser vom Schlossberg und von der Alberthöhe auf. Seit rund 70 Jahren verläuft der Stadtbach unter der Bahnhofstraße in einem unterirdischen Rohr, das direkt neben dem Hauptkanal liegt. Außerdem steht das Grundwasser in dem Bereich hoch an. „Wir wissen, dass die Stadtbachverrohrung marode ist. Aber wir wissen nicht, ob der Stadtbach Wasser aus seiner Umgebung aufnimmt oder Wasser dorthin abgibt. Die neue Stadtbachverrohrung wird dicht sein und das wird sich auf das Wassergefüge rundherum auswirken. Wie - das müssen wir vor Baubeginn herausfinden“, erklärt Christine Kirchhöfer, Projektleiterin Tiefbau bei der Verbandsgemeinde Montabaur.

Im Bereich der drei Schaugräben wurden jetzt jeweils vier Messsonden für Grundwasser in die Erde eingebracht, die über 18 Monate hinweg die Pegelstände messen und an das beauftragte Ingenieurbüro Kaiser Geotechnik senden. Pro Graben zwei Messpunkte wurden rechts und links des Stadtbachs gesetzt und zwar in Höhe der Kontrollschächte. „Nun werden wir im Jahresverlauf immer wieder den Pegelstand im Stadtbach an den Kontrollschächten messen und mit den Pegelständen rechts und links daneben vergleichen. Dann wissen wir, wie sich das Wasser bewegt“, erklärt Kirchhöfer das Verfahren. Diese Erkenntnisse über das Wassergefüge und den Grundwasserspiegel sind wichtig, um die neue Straße stabil zu bauen und um Schäden an den benachbarten Häusern vorzubeugen. Entlang der Bahnhofstraße stehen viele historische Gebäude, die häufig einen alten Bruchsteinkeller haben. „Der Bruchstein braucht eine gewisse Feuchtigkeit im Boden, damit er nicht austrocknet und brüchig wird“, weiß die Fachfrau. „Es darf aber auch nicht zu nass sein.“

Vermessungen
Für die vorgenannten Untersuchungen muss die mittlere Bahnhofstraße für den Fahrzeugverkehr gesperrt sein. Das ist auch eine günstige Gelegenheit für die Vermesser, die in der Zwischenzeit ungestört den gesamten Straßenabschnitt und den Schlossberg vermessen können und damit die Basisdaten für alle weiteren Planungsschritte liefern.

Alle Arbeiten sollen noch im April abgeschlossen werden. Dann wird auch die Vollsperrung wieder aufgehoben. (PM)
 
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