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Nachricht vom 26.08.2020 |
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Wirtschaft |
Neue Wege für die Wiederbewaldung ohne Plastik |
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Die Zukunft des Waldes soll plastikfrei sein. Dazu sucht Marco Reetz, Fachlehrer des Forstlichen Bildungszentrums am Forstamt Hachenburg seit langem neue Wege, wie junge Waldbäume vor dem Verbiss des sogenannten Schalenwildes (zum Beispiel Rehe, Hirsche) geschützt werden können. Nun sind drei innovative Varianten holzbasierten Einzelschutzes in Hachenburg im Test und könnten bisherige Materialien zukünftig ersetzen. |
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Hachenburg. Bisher werden neu gepflanzte Waldbäume zum Schutz vor dem Knospenverbiss des Schalenwildes (hier Reh- und Rotwild) mit verschiedensten Materialien geschützt. Die sogenannten Schutzhüllen bestehen zumeist aus Kunststoffmaterial, dass nach der Schutzdauer von vier bis sechs Jahren abgebaut werden muss. Einzelschutzhüllen sollten jedoch im besten Fall aus Holz bestehen und im Wald verrotten, um dem Nährstoffkreislauf wieder zur Verfügung zu stehen.
Monika Runkel, die Leiterin des Forstamtes Hachenburg, dem das Forstliche Bildungszentrum angeschlossen ist, freut sich über das erfolgreiche Engagement des Fachlehrers Marco Reetz, der mit viel Eigeninitiative dieses wichtige Anliegen jahrelang im Blick behielt. Derzeit sind zwei Varianten verschiedener kreativer Firmen im Test. Seit rund zwei Jahre schützt die Wuchshilfe WaldWUNDER bereit erfolgreich verschiedene Baumarten im Forstamt Hachenburg. Gemeinsam mit der Herstellerin wurde das Produkt kontinuierlich weiterentwickelt und wird heute sogar immer häufiger in ganz Deutschland als nachhaltige Wuchshilfe verwendet.
Ganz neu hingegen ist die Furnierhülle der Firma Eschlbeck-Engineering. ‚Wenn diese Hülle die guten Anfangserfolge über die Testdauer von rund vier bis fünf Jahren beibehält, steht der Forstwirtschaft bald ein hochinnovatives Produkt zur Verfügung‘ freut sich Marco Reetz. Das sehr leichte Produkt ist ausschließlich aus Holz, Baumwolle und lebensmittelechtem Leim gefertigt und muss daher, anders als die Kunststoffprodukte, nicht entsorgt werden.
Das Forstamt hat dazu Testflächen (Demonstrationsflächen) angelegt und wird in den kommenden Jahren beobachten, wie sich die Varianten im Vergleich zu bisherigen Verfahren eignen. Neben Materialtests werden auch Arbeitsverfahren verglichen und betriebswirtschaftliche Vergleichskalkulationen vorgenommen.
Sind die Erkenntnisse fundiert, wird das Thema zukünftig in der Bildungsarbeit des Forstlichen Bildungszentrums behandelt. Adressaten sind dann Forstleute, Auszubildende, Forstunternehmer und Waldbesitzende des Landes Rheinland-Pfalz und des Saarlandes.
Das Forstamt Hachenburg wird darüber hinaus größere Versuchsflächen anlegen um hier Erfahrung zu sammeln, denn ‚wir brauchen eine Alternative zu den bisherigen Schutzverfahren‘, sagt Monika Runkel. ‚Als Folge des klimabedingten Fichtensterbens sind alleine im Forstbezirk Hachenburg mit 3.500 Hektar (5.000 Fußballfelder) Kahlflächen zu rechnen, die wir in den folgenden fünf bis zehn Jahren wiederbewalden müssen. Wir werden hierzu so viel wie möglich natürliche Sukzessionen und natürliche Ansamungen einbeziehen. Dennoch werden wir auch pflanzen müssen. Selbst wenn wir nur 20 Prozent der früher üblichen Pflanzenmenge pflanzen, bedeutet das 3,5 Millionen Pflanzen im Forstbezirk Hachenburg. Da wir leider noch nicht überall angepasste Schalenwildbestände haben, werden diese Pflanzen großenteils geschützt werden müssen. Wir wollen eine plastikfreie, holzbasierte Alternative zu den bisherigen Varianten.‘
‚Bisher sieht es gut aus‘, freut sich Marco Reetz. Die neuen Produkte lassen hoffen, dass die Mühe sich lohnen wird und das Forstliche Bildungszentrum bald den Försterinnen und Förstern eine ökologische Lösung für einen ‚plastikfreien Waldschutz‘ präsentieren kann. (PM)
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Nachricht vom 26.08.2020 |
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