WW-Kurier |
Ihre Internetzeitung für den Westerwaldkreis |
|
Nachricht vom 18.10.2020 |
|
Region |
Der Stollenweg - auf den Spuren des Bergbaus in der Kroppacher Schweiz |
|
"Teile der Kroppacher Schweiz müssen durchlöchert sein wie ein Schweizer Käse" ist das Ergebnis unserer Recherche zum ehemaligen Bergbau im Tal der Nister bei Helmeroth. Inspiriert durch ein in die Jahre gekommenes Hinweisschild mit der Bezeichnung „Stollenweg“, das wir kurz vor dem Ortseingang des Ortsteiles Langenbach bei Bruchertseifen entdeckt haben, holten wir uns Erkundigungen zu diesem alten und in Vergessenheit geratenen Wanderweg ein. Herausgekommen ist eine etwa 7,5 Kilometer lange Rundwanderung, die mehr als wanderswert ist und uns auf die Spuren des Bergbaus in der Kroppacher Schweiz führt. |
|
Helmeroth/Bruchertseifen. Wir starten unsere Rundwanderung am Dorfgemeinschaftshaus in Helmeroth, einer kleinen Gemeinde in der Kroppacher Schweiz, direkt am Ufer der Nister. Die Lage des idyllischen Ortes erinnert mit der bergigen Landschaft an einen Urlaub im Schwarzwald oder im Allgäu. Schon die Anfahrt über die Serpentinenstraße lässt auf eine abwechslungsreiche Wanderung schließen. Da die Wege, auf denen wir wandern nicht markiert sind, ist am Ende dieses Berichtes der Link zu Komoot inklusive GPS-Dateien angegeben. Und weil der Stollenweg teilweise nur ein schmaler Weg ist, der in etwa 50 Metern Höhe oberhalb der Nister angelegt wurde und es von dort steil bergab geht, ist ein wenig Schwindelfreiheit erforderlich, um diese Wanderstrecke zu meistern. Versprechen können wir aber, dass diese Wanderung einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen wird, versetzt sie uns doch angesichts der vielen Entdeckungen in die Vergangenheit unserer Vorväter zurück. So gab es teilweise bis ins 19. Jahrhundert in Helmeroth etwa 20 Bergwerke und Gruben, aus denen Silbererz, Bleierz und Eisenerz gewonnen wurde. Auf unserer Wanderung werden wir mit den Resten der heute zugeschütteten Stolleneingänge und dazugehörigen Abraumhalden konfrontiert und können uns bildlich vorstellen, wie das Umfeld an den Gruben früher ausgesehen haben muss.
Vom Dorfgemeinschaftshaus aus halten wir uns links und wandern die Hauptstraße hoch bis zur nächsten Weggabelung, an der wir rechts auf den geteerten Feldweg einbiegen. Den nächsten Weg links nehmend wandern wir auf ein kleines Waldstück zu, das wir links passieren. In diesem Wäldchen befand sich der Maschinenschacht der ehemaligen Grube Mathilde. Vom Maschinenschacht sind nur noch die Reste der Eisenträger zu sehen. Die Bezeichnung Maschinenschacht wurde in der Frühzeit der Nutzung von Dampfmaschinen oder großer Motoren zur Wasserhaltung im deutschen Bergbau verwendet, um auf die damals noch seltene Nutzung einer Maschine hinzuweisen. Mit etwas Phantasie stellen wir uns die dort ehemals platzierte Maschine vor, die mit ihrem mächtigen Pumpenwerk den Stollenschacht wasserfrei gehalten hat.
Grube Mathilde
Die Grube Mathilde ging 1868 aus dem Zusammenschluss der Einzelgruben Gute Mathilde, Guter Heinrich und Gustav Adolph in Helmeroth hervor. Die Einzelgruben bestanden schon seit 1866. Im zusammengelegten Grubenfeld wurde Blei, Zink, Eisen und Kupfer gefördert. Die Grube verfügte über einen Oberen Stollen (Lage: 50° 44′ 43.91″ N, 7° 43′ 58.69″ E), einen ca. 500 m langen Tiefen Stollen mit 155,6 m Höhe über NN, am Nisterufer gelegen (Lage: 50° 44′ 50.4″ N, 7° 44′ 18.7″ E), sowie jeweils einen Maschinenschacht (Lage: 50° 44′ 38.82″ N, 7° 44′ 5.45″ E) und einen Förderschacht (Lage: 50° 44′ 51.31″ N, 7° 44′ 15.83″ E). Der Abbau der Erze, welche später per Seilbahn ins Siegtal befördert wurden, erfolgte in einer bis zur 140 m messenden Tiefbausohle, welche über Senkschächte aus dem tiefen Stollen erreichbar war (Quelle: Wikipedia). Der ehemalige Hauptstolleneingang liegt am heutigen Campingplatz „Nistertal“, zwischen Helmeroth und dem Ortsteil Langenbach direkt an der Nister gelegen. Der Stolleneingang ist noch vorhanden und wird vom Campingplatzbetreiber heute als natürlicher Kühlschrank genutzt.
Am Wäldchen vorbei nehmen wir die nächste Weggabelung links und erreichen nach ein paar hundert Metern den Ortsteil Langenbach, gehen der Hauptstraße entlang und schwenken links in die Straße „Am Rain“ Richtung Bruchertseifen ein. Kurz hinter dem Ortsausgang erreichen wir rechterhand einen Feldweg mit dem verwitterten Hinweisschild „Stollenweg“, auf den wir einbiegen. Da der Stollenweg in Vergessenheit geraten und nicht ausgebaut ist, dient uns der Wald rechts als Wegweiser, dem wir folgen. Wir machen einen Schwenk nach rechts und dann wieder nach links und befinden uns nach etwa 100 Metern am Eingang des eigentlichen Stollenweges. Hier ist die Wegführung selbsterklärend, da dieser Weg wie in den Fels gehauen, steil etwa 50 Meter oberhalb dem Verlauf der Nister folgt. Das Blätterdach des Waldes erzeugt eine gespenstige Stimmung, passend zu unseren Entdeckungen. Wahrscheinlich vermuten wir hier mehr Stolleneingänge als ursächlich vorhanden, jedoch sind hier die verschiedene Spuren unserer Vorfahren deutlich zu erkennen. Kurz vor Ende des Stollenweges, in einer Linkskurve des Weges, verlassen wir den Wanderweg und klettern rechts den Berghang zum Eselsberg hinauf. Hier entdecken wir die Reste der ehemaligen Grube Güte Gottes von Bruchertseifen. Mehrere Abraumfelder und zugeschüttete Stolleneingänge weisen uns den Weg.
Grube Güte Gottes
Die Grube Güte Gottes (früher Eselsberg) war ein Erzbergwerk bei Bruchertseifen im Landkreis Altenkirchen (Lage: 50° 45′ 0.14″ N, 7° 43′ 6.35″ E). Die Grube war bereits im 17. Jahrhundert in Betrieb. Abgebaut wurde Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende und Siderit. Der Obere Stollen brachte 45 m, der Tiefe Stollen 70 m Teufe (bergmännische Bezeichnung der Tiefe) ein. Neu verliehen wurde die Grube am 26. September 1836 und am 11. Februar 1837. 1874 kam die Grube zur Nistertaler Erzbergwerke Gesellschaft. In den Jahren 1881 bis 1885 hatte die Grube ihre höchsten Förderraten. 1881 wurden 260 t Bleierz, 5 t Zinkerz und 153 t Spateisenstein gefördert, 1884 waren es 20 t Bleierz und 50 t Zinkerz. 1885 waren alle 20 m bis auf 100 m Teufe Tiefbausohlen angelegt (insgesamt 5 Stück). Über die 5. Tiefbausohle wird berichtet, dass durch starke Wasserzutritte eine weitere Wasserhaltung mittels Handpumpe auf Dauer zu kostspielig sei. 1901 ging die Grube insolvent, 1910 wurde sie endgültig stillgelegt (Quelle: Wikipedia).
Zurück auf dem Stollenweg erreichen wir das Ende des Waldes, halten uns rechts und überqueren die Kreisstraße. Wir biegen nun links auf den nächsten Feldweg ein, halten uns nach etwa 50 Metern wieder links, nehmen dann die nächste Möglichkeit rechts und erreichen eine kleine Waldlichtung, auf einer Anhöhe gelegen. Hier machen wir auf den angebotenen Ruhebänken Rast und nutzen die Ruhepause, um mit einem phantastischen Blick von oben ins Tal der Kroppacher Schweiz belohnt zu werden. Bei guter Sicht kann man sogar die Berge des Kreises Siegen-Wittgenstein erkennen. Wir versuchen, die verschiedenen Ortschaften, die wir in der Ferne entdecken, zu benennen, müssen uns aber eingestehen, dass dies schwieriger ist als wir gedacht haben. Ein Blick auf das Navigationssystem im Handy verrät uns später die Lösung. Weiter geht es über verschiedene Feldwege, einmal rechts, dann links, und wieder rechts, jeweils bei dem erstbesten sich bietenden Feldweg einbiegend, dann weiter nach links bis zum Café Hehl. Hier besteht eine Einkehrmöglichkeit, um Rast bei einer Tasse Kaffee oder einem Stück leckeren Kuchen zu machen. Weiter wandernd, erreichen wir die Helmerother Höhe, überqueren die Straße und biegen auf die Kreisstraße nach Flögert rechts ab. Obwohl es sich um eine geteerte Straße und einzige Zufahrtsmöglichkeit nach Flögert handelt, sind wir auf diesem Streckenabschnitt keinem einzigen Fahrzeug begegnet. Lediglich aus der Ferne ist eine Motorsäge zu hören, denn auch hier hat der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Kurz vor einer scharfen Rechtskurve biegen wir nach etwa einem Kilometer links in einen kleinen Feldweg ein. Dem Feldweg folgend, kehren wir nach ein paar hundert Metern wieder zu unserem Ausgangspunkt der Rundwanderung zurück.
Für die Stollenwanderung ist eine mittlere Kondition erforderlich. Wanderschuhe sind empfehlenswert. Die Wanderung sollte wegen dem steilen Abhang auf dem Stollenweg nicht mit kleinen Kindern durchgeführt werden. Die Wanderstrecke beträgt etwa 7,5 Kilometer mit einem Höhenunterschied von etwa 180 Metern und ist in etwa 2,5 Stunden zu bewältigen. Die GPS-Daten und eine detaillierte Wanderkarte, die zur Navigation benutzt werden kann, sind auf Komoot (Link: www.komoot.de/tour/272797298) hinterlegt. (Hinweis: Kartenerstellung auf Grundlage der Wanderkarte von Typisch-Westerwald.de / Rainer Lemmer) GRI
|
|
|
|
Nachricht vom 18.10.2020 |
www.ww-kurier.de |
|
|
|
|
|
|