Bürger legen dem Stadtrat 143 Ideen zur Stadtentwicklung vor
Die Bürgerschaft von Selters legt dem Stadtrat eine Liste mit 143 Ideen zur Entwicklung der Stadt in den nächsten zehn Jahren vor. Vier Arbeitsgruppen haben ihre Vorschläge nach Wichtigkeit sortiert.
Selters. Stadtbürgermeister Rolf Jung wird die Listen übergeben und dem Rat als „Auftrag aus der Mitte der Bürgerschaft“ vorschlagen. „In der Zukunftswerkstatt haben wir die Menschen nach ihren Wünschen befragt, nun liegen sie in priorisierten Listen vor, was kann es Besseres geben?“, sagt Jung und bedankte sich bei allen Mitwirkenden: „Es ist erstaunlich, dass so viele mitgedacht haben, mitgelaufen sind und mitgeplant haben. Wir haben hier einen echten Schatz geschaffen.“ Damit ist die offene Beteiligung der Bürger nun abgeschlossen und die Politik ist am Zuge. Ein großes Kompliment kommt auch von Stadtplaner Thomas Zellmer vom Planungsbüro „Stadt-Land-plus“: „Die Mitglieder in den Workshops haben viel Sachverstand bewiesen beim Ranking der vielen Vorschläge.“ Alle Vorschlagslisten und alle Protokolle sind auf www.stadt-selters.de für jeden einsehbar.
In Workshops, die zuletzt über Videokonferenzen abgehalten wurden, haben die Mitglieder Wünsche aus der Bevölkerung aufgegriffen und nach Dringlichkeit, aber auch nach ihrer Wirkung sortiert. Zellmer meint: „Viele Ideen wurden enthusiastisch vorgebracht und mit Nachdruck verfolgt“. Er verspürt eine Aufbruchsstimmung und Lust am Verändern der Stadt Selters. Das Planungsbüro „Stadt-Land-plus“ hat seine Kompetenz eingebracht, Machbarkeiten eingeschätzt, Querbezüge berücksichtigt und mit strategischen Überlegungen das große Ganze im Blick behalten. Im Ergebnis liegt nun eine Liste mit Veränderungswünschen vor, die nach ihrer zeitlichen Realisierung unterschiedlich eingeordnet wurden. „Manche der Vorschläge sind ganz einfach umzusetzen, man muss sie nur machen“, sagt Thomas Zellmer, „andere werden Jahre dauern, weil man dafür Zuschussgelder beantragen muss.“
Jede der vier Themengruppe hat ein sogenanntes Leuchtturmprojekt auserkoren. Das sind Ideen mit einer ganz besonderen Wirkung, sie sind modellhaft für die Region und haben eine große Strahlkraft: Der Bau eines Landschaftsparks am Saynbach ist ein solches Leuchtturmprojekt. Er soll generationenübergreifend Naherholung bieten und zugleich die Ökologie verbessern. „Dieser Park ist ein echter Volltreffer“, meint Friedrich Hachenberg von „Stadt-Land-plus“, „hier gab es in der Bevölkerung schon sehr konkrete Vorstellungen und unglaublich viele gute Ideen“.
Die zweite leuchtende Idee: Eine Brücke zwischen der Kita Sonnenschein und dem Seniorenzentrum St. Franziskus soll beide Einrichtungen einander näherbringen, die bisher durch zwei Zäune und einen Bach getrennt sind. Und drittens soll mit einem Nachbarschaftsplatz in der Neustraße 13 ein sozialer Raum geschaffen werden, der Miteinander, Ökologie, Stadtklima und Nachbarschaftskultur fördert. Als viertes schlägt die Zukunftswerkstatt die Barrierefreiheit in Selters vor. Dazu gehören flächendeckende Querungshilfen und sichere Fuß- und Radwege. Die Leuchtturmprojekte sind markante Vorhaben, deren Umsetzung allerdings Zeit benötigt. Anfangen will man aber im Jahr 2021, sofern der Stadtrat zustimmt.
Daneben schlägt die Zukunftswerkstatt sogenannte Starterprojekte vor mit deren Umsetzung man sofort beginnen könnte, weil man nicht auf Fördergelder angewiesen ist und weil manches ehrenamtlich machbar ist. Wie etwa die Schaffung von Gemeinschaftsgärten von Schulen, Kita und Seniorenzentrum, eine Streuobstinitiative, das Einrichten von „essbaren Orten“, die Stadtbildpflege, Zwischennutzung von Abrissimmobilien mit Blumenwiesen, Dachnutzungen, Verbesserung des Schulweges, Querungshilfen, Bau von sicheren Fahrradabstellanlagen und die Umgestaltung des Ortseinganges aus Goddert.
Jedes der vier Themen schlägt eine Handvoll Starterprojekte vor. Ganz besonders gut und schnell umsetzbar erscheinen Thomas Zellmer die Vorschläge aus der Themengruppe „Miteinander, Kultur und Soziales“. Hier zeigte sich schon während des Stadtrundganges und in den Workshops, dass Selters als ziemlich kleine Stadt über ein überdurchschnittlich vielfältiges Angebot verfügt, was aber in der Bevölkerung nicht weitreichend bekannt ist. Diese Angebote in der Breite besser bekannt zu machen, war den Mitgliedern der Gruppe sehr wichtig, aber auch gemeinsames Kochen, etwa an einem „Tag der Kulturen“, generationenverbindende Angebote und Nachbarschaftsgemeinschaften. Aus den guten Ideen, die ein Workshop mit Jugendlichen hervorgebracht hatte, schlägt die Zukunftswerkstatt vor, zunächst den Skaterplatz zu modernisieren.
In den vielen Diskussionen wurde bald klar, dass all diese Maßnahmen, so sie denn nicht verpuffen sollen, langfristig in Konzepte münden und zusammengefasst werden müssen. „Die Stadt Selters braucht ein Grünordnungskonzept, ein Städtebauliches Entwicklungskonzept und ein Verkehrskonzept“, sagt Dr. Hans Hoorn als Stadtplaner und externer Berater. Für ein Klimakonzept beispielsweise könnten weitere Experten nötig sein, und vor allem müsse der Prozess mit der Bevölkerung weitergeführt werden, ergänzt Friedrich Hachenberg. Und die einzelnen Konzepte reichen den Stadtplanern noch nicht aus. Hoorn empfiehlt, sie in einem großen Masterplan zu verbinden, denn die Konzepte könnten hier und da gegensätzliche Interessen vertreten. Ein solcher Masterplan sei eine sehr große Hilfe, ja sogar Voraussetzung für eine langfristige Entwicklung von Selters, sagt Dr. Hoorn.
Nun sei genug abgestimmt, erklärt Rolf Jung, nun müssten Taten folgen. Er bedankte sich bei der Lenkungsgruppe, dem Team, dass all die Veranstaltungen vorbereitet und die Vorschläge letztlich finalisiert hat. Mitglieder sind die drei Beigeordneten Hanno Steindorf, Volker Hummerich und Beatrix Schneider und die Mitarbeiter des Planungsbüros Thomas Zellmer und Friedrich Hachenberg, sowie der Berater Dr. Hans Hoorn aus Maastricht. (PM)