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Nachricht vom 21.10.2010 |
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Region |
Heimatvertriebene wurden gut in den Westerwald integriert |
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Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten Millionen Deutsche aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in Richtung Westen. Einige von ihnen kamen in den Westerwald. Wie die einheimische Bevölkerung die Vertriebenen aufnahm, davon berichtete am Donnerstagabend der Sozialwissenschaftler Thomas Kochem aus Montabaur im Hachenburger Landschaftsmuseum. |
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Hachenburg. Im Rahmen der Vortragsreihe des Landschaftsmuseums Hachenburg hielt am Donnerstagabend der Diplom-Sozialwissenschaftler Thomas Kochem einen Vortrag über die Integration der Heimatvertriebenen in den Westerwald nach dem Zweiten Weltkrieg. Kochem, der selbst aus Montabaur stammt, hat sich lange mit dem Thema beschäftigt. Er sammelte in mehreren Jahren Berichte und Bilder von Menschen, die nach Flucht und Vertreibung in den Westerwald kamen. Sein Fazit: „Zuerst war es für beide Seiten schwierig, die Vertriebenen hatten ihre Heimat verloren und mussten sich etwas Neues suchen, die Einheimischen mussten viele Menschen aufnehmen. Doch in den meisten Fällen integrierten sich die Heimatvertriebenen schnell“, so Kochem.
In den letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkrieges flüchteten Millionen Deutsche vor der Roten Armee nach Westen. Nach Kriegsende begann die brutale Vertreibung der Deutschen aus Ostmittel- und Südosteuropa. Im Westen Deutschlands angekommen, wurden die Flüchtlinge zunächst in großen Flüchtlingslagern untergebracht. Danach wurde sortiert: Wo können Menschen aufgenommen werden? Wo werden welche Berufsgruppen gebraucht? Nach diesen Kriterien wurden die Flüchtlinge in den Bundesländern verteilt. Einzig die Länder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, die unter französischer Besatzung standen, nahmen nicht von Beginn an Flüchtlinge auf. Erst als nach Monaten der Druck so stark wurde, musste auch Rheinland-Pfalz Flüchtlinge aufnehmen. Doch hier kamen lange nicht so viele Flüchtlinge an, wie beispielsweise in Hessen. Lediglich fünf bis 8 Prozent der rheinland-pfälzischen Bevölkerung waren Heimatvertriebene. So seien in die Westerwälder Dörfer jeweils rund fünf Flüchtlinge gekommen, in die kleineren Städte, wie Montabaur oder Westerburg, etwa 10 bis 20. Kochem berichtete, dass die Flüchtlinge teils sehr freundlich in den Dörfern aufgenommen wurden, teils gab es aber erhebliche Probleme. „Da wurden Ortsbürgermeister gezwungen“, erzählte Kochem, „Heimatvertriebene aufzunehmen und für eine Wohnung zu sorgen.“ Nach einiger Zeit im Dorf seien Einheimische und Vertriebene aber bald gut miteinander ausgekommen. Anfängliche Vorurteile und Neid verblassten. Im zerstörten Nachkriegsdeutschland wurden zahlreiche Arbeitskräfte gesucht, sodass auch die Vertriebenen schnell einen Job fanden. Die Vertriebenen wurde sogar dringend gebraucht: Sie bildeten eine Stütze für Wirtschaft, Industrie und Verwaltung. Kulturelle Veränderungen in den Westerwälder Dörfern habe es keine gegeben. „Dafür waren einfach zu wenige Flüchtlinge in den Westerwald gekommen“, so Kochem. Anders sei es in anderen Bundesländern abgelaufen, obwohl man überall versucht hatte, keine Flüchtlingssiedlungen zu schaffen.
Im Anschluss an den Vortrag gab eine angeregte Diskussion unter den Teilnehmern. Viele waren selbst Heimatvertriebene und erzählten ihr Schicksal. Interessant sei, so Kochem, dass jede Flüchtlingsgeschichte einzigartig sei. So gebe es keinen Roten Faden in der Geschichte, sondern immer wieder neue Erkenntnisse und Erfahrungsberichte. Kochem plant zum Thema der Integration der Heimatvertriebenen in den Westerwald seine Doktorarbeit zu schreiben.
Die Vortragsreihe des Landschaftsmuseums Hachenburg wird am Donnerstag, den 4. November, um 19.30 Uhr mit dem Vortrag von Guido Feig aus Montabaur zum Thema „Auswanderung 1853. Aus dem Westerwald nach Milwaukee (USA)“ fortgesetzt. (jut) |
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Nachricht vom 21.10.2010 |
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