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Nachricht vom 01.03.2021 |
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NI kritisiert Kahlschlag im Helferskirchener Buchenforst |
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Im Helferskirchener Gemeindewald wurde ein etwa zehn Hektar großer, älterer Buchenbestand radikal durchforstet und letztlich so stark dezimiert, dass nur noch eine große Kahlfläche mit von Erntemaschinen zerfurchten Böden zurückgeblieben ist. |
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Helferskirchen. Auch zahlreiche Waldspaziergänger hatten sich an die Naturschutzinitiative e.V. (NI) gewandt, die die Forstarbeiten in Augenschein genommen hat. Harry Neumann, Vorsitzender des Umweltverbandes Naturschutzinitiative e.V. (NI), ist danach entsetzt: „Das Gebiet kenne ich sehr gut, es liegt an einer meiner regelmäßigen Joggingstrecken. Einen derart massiven Eingriff in das Waldgefüge habe ich im Westerwald noch nicht gesehen. Der ehemalige Waldweg, der gerne von Spaziergängern genutzt wurde, ist nun nicht mehr passierbar. Dies ist umso trauriger, als sich viele Förster und auch das Forstliche Bildungszentrum in Hachenburg für eine naturnahe Waldbewirtschaftung einsetzen.“
Auch die gesamte Dorfgemeinschaft in Helferskirchen, so die NI, bemühe sich tatkräftig, einen naturnahen und zukunftsfähigen Wald zu fördern und zu erhalten. All dies und die geplanten Aktionen auch mit Kindern seien jetzt zunichte gemacht worden, beklagt die NI.
Es seien, so Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI, starke Buchen und auch alte Eichen entnommen worden. Die Fläche sehe aus wie „ein Schlachtfeld“. Muss das sein nach dem Fichtensterben der beiden letzten Jahre und der damit verbundenen Räumung der Flächen, fragt sich die NI? Durch den extremen Maschineneinsatz sogar mit Kettenfahrzeugen sei der Waldboden im Helferskirchener Gemeindewald entblößt und stark verdichtet worden. Die zum Teil sogar neu geschaffenen Rückegassen sehen teilweise aus wie eine Sumpflandschaft, alte Eichen aus einem Biotop- und Totholzprogramm des ehemaligen Forstamtes Montabaur seien nun von einer Seite völlig freigestellt. Erst im vergangenen Jahr seien im gleichen Bestand alte Buchen und Eichen gefällt worden, schon damals wurde der Waldboden völlig zerwühlt und wurden die Rückegassen verdichtet.
Was hier passiert sei, habe, so Buchenwaldexperte und Wissenschaftlicher Beirat der NI, Norbert Panek, nichts mehr mit ordnungsgemäßer Waldwirtschaft zu tun, das sei ganz gezielte Waldvernichtung.
Buchenwälder würden normalerweise im Schirmschlagverfahren bewirtschaftet, das heißt der Kronen-Schirm der Altbuchen wird schrittweise aufgelichtet, um die Verjüngung einzuleiten. Hier sei der Bestand, so Panek, nahezu kahlschlagartig geöffnet worden. Etwas verkürzt ausgedrückt, sei allerdings der Schirmschlag auch nichts anderes als ein verzögerter Kahlschlag, so Norbert Panek.
Wenn Buchenwälder nahezu flächendeckend nach diesem Verfahren behandelt werden, bedeutet dies, dass die Hauptbaumschicht im Bestandsalter zwischen 120 und 160 Jahren nach 20 Jahren nahezu komplett verschwunden ist. Damit würden auch alle für die biologische Vielfalt wichtigen, wertgebenden Habitat-Strukturen dieser Wälder „auf einen Schlag“ beseitigt. Baumhöhlen sind verschwunden, Totholz ist eliminiert. Specht, Hohltaube und Totholz-Insekten leiden permanent unter Wohnungsnot, bis sie irgendwann ganz aus dem Forstort oder der Region verschwunden sind. Über viele Förstergenerationen hinweg hätten unsere Buchenwälder auf diese Weise ihre Natürlichkeit fast vollkommen verloren. „Dennoch wird diese Betriebsform unverständlicherweise sogar auch in Schutzgebieten immer noch praktiziert“, so N. Panek, H. Neumann und I. Vollmer.
„Haus ohne Dach“
Auf einen alten vielschichtigen alten Buchenwald mit reicher Fauna folgt ein Offenlandstadium und dann wieder ein völlig dicht schließendes Jungwaldstadium. „Mit diesem krassen Wechsel von Standortverhältnissen kommt praktisch keine Tierart zurecht“, so Biologe Vollmer. Jüngste Studien bestätigen den tödlichen Einfluss der künstlichen Auflichtung von Baumbeständen und der Kahlstellung von Waldböden durch die konventionelle Forstwirtschaft. Ein „Haus ohne Dach“ sei für seine Bewohner in der Regel nicht mehr nutzbar, sagt Neumann. Ähnlich stelle sich die Situation im Wirtschaftsforst dar. „Ohne ein geschlossenes Kronendach können Wald-Arten, die es von Natur aus gerne kühl und schattig mögen, auf Dauer nicht überleben. Wenn sich noch dazu im Zuge des Klimawandels Extremwetterlagen mit Sturmkatastrophen und lang anhaltenden Hitze- und Trockenperioden häufen und die ungehinderte Sonneneinstrahlung eine schnelle Austrocknung der Waldböden verursacht, dann befürchten Experten einen radikalen Faunen-Schnitt auf unseren aufgelichteten Forstflächen mit hohen Verlusten bei den angestammten, waldtypischen Arten. Die freigestellten, aber an einen Schattenstandort angepassten Buchen bekommen schnell Rindenverbrennungen und sterben dann oft ab“, betonte Biologe I. Vollmer.
Naturschutzinitiative (NI) fordert generelles Kahlschlagverbot
Für Neumann, Panek und Vollmer ist klar: „An der Art, wie wir unsere Wälder bewirtschaften, muss sich schleunigst und grundsätzlich etwas ändern. Kahlschläge jeglicher Form und kahlschlagähnliche forstliche Betriebsformen müssten im Forstgesetz verboten werden.“
Während von Seiten der Forstlobby im Zuge der Diskussion um geeignete Klima-Anpassungsmaßnahmen fast nur über die Einführung „neuer“ Baumarten geredet werde, bleibe, wie hier offensichtlich, eine selbstkritische Reflexion über die Art und Weise der Forstbewirtschaftung ein Tabu-Thema. Dass im Gemeindewald Helferskirchen hektarweise standortfremde Douglasien und noch dazu in Reinform angepflanzt wurden, bestätigt diese Sichtweise.
Man wolle partout nicht wahrhaben, dass man über 200 Jahre lang auf die falschen Waldbaukonzepte gesetzt habe und die heutige Forstwirtschaft auf den Irrtümern der Forstklassiker des 19. Jahrhunderts basiere, so Buchenwaldexperte Norbert Panek abschließend. (PM)
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Nachricht vom 01.03.2021 |
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